Wespen

Wespen-Vielfalt

Der Name “Wespe” ist umgangssprachlich ein Sammelbegriff für eine relativ große Gruppe von Insekten. Als Hautflügler bilden sie wie die Käfer, Schmetterlinge und die Zweiflügler eine der vier “megadiversen” Insektenordnungen. Unter dieser Ordnung teilt man die Wespen in zwei weitere größere Unterordnungen auf – die Pflanzenwespen und die Taillenwespen.

Die Taillenwespe charakterisiert sich durch ihre “Wespentaille” und dem Wehrstachel. Alle Taillenwespen, die über einen Wehrstachel verfügen, zählen zu der Untergruppe der Stechimmen (Aculeata). Hierzu zählen zum Beispiel die Honigbienen, Hummeln, Echten Wespen, Feldwespen, Hornissen und auch Ameisen. Alle Taillenwespen ohne Wehrstachel gehören zu der Untergruppe der Legimmen, die ausschließlich aus nicht staatenbildenden Arten besteht, von denen die meisten eine parasitoide Lebensweise haben. Die andere Untergruppe, die Stechimmen, umfasst alle staatenbildenden Wespenarten sowie weitere zahlreiche solitär lebenden Arten.

In Deutschland sind derzeit mehr als 8000 Wespenarten bekannt.

Die Faltenwespen

Zur Familie der Faltenwespen (Vespidae) zählen in Deutschland 17 soziale Wespen inklusive 4 Kuckuckswespen. Sie gehören ausschließlich zu den Faltenwespen und werden unterteilt in die Unterfamilien der Echten Wespen (Vespinae) und Feldwespen (Polistinae).

Zur Familie der Echten Wespen gehören die heimischen Gattungen Hornisse, Langkopfwespe und Kurzkopfwespe:

  • Hornissen (Vespa)

Die maximale Volksstärke der Hornisse beträgt nur wenige hundert Tiere. Eine Besonderheit dieser Art ist ihre Nachtaktivität. Ähnlich wie Mücken oder Nachtfalter fliegen die Tiere bei vollkommener Dunkelheit noch aus. Hornissen sind passive und scheue Tiere, die sich hauptsächlich von Insekten ernähren und auch als gute Wespenvertilger gelten. Ihre Völker sind etwa bis Mitte Oktober aktiv.

  • Langkopfwespen (Dolichovespula)

Die Langkopfwespen bilden schnell recht kopfstarke Völker, die jedoch ebenso schnell zusammenbrechen. Ihre Nester sind häufig bereits Mitte August ausgestorben. Häufig finden sich zum Beispiel die grauen, wie „gewickelt“ aussehenden Nester der Sächsischen Wespe (Dolichovespula saxonica) in Dachböden oder Schuppen. Als einzige Art baut die seltene Mittlere Wespe (Dolichovespula media) ihre Nester freihängend in Büschen oder an Gebäuden. Die konisch geformten Nester dieser Wespenarten erreichen maximal 20 Zentimeter Durchmesser. Langkopfwespen gehen weder an Süßes noch an Grillfleisch und verursachen damit selten Konflikte.

  • Kurzkopfwespen (Vespula)

Die Deutsche Wespe (Vespula germanica) und die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) können sehr große Völker mit rund 10.000 Tieren bilden.  Manche Nester halten an warmen Stellen (zum Beispiel im Haus) bis in den November aus. Beide Arten zeichnen sich im August und September durch einen teilweise erheblichen Appetit auf zucker- und fleischhaltige Lebensmittel aus. Die Arten gründen ihre Nester auch gerne in der Erde, weshalb sie auch Erdwespen genannt werden. Ihre Nester werden oft nur durch den Flugverkehr am Einflugloch angezeigt.

Die Unterscheidung dieser 3 Gruppen ist wichtig, da sie sich teilweise erheblich in ihrer Lebensweise unterscheiden. Alle Gruppen haben gemein, dass sie Sommerstaaten bilden. Die Gattungen Kurzkopfwespen wie auch zu den Langkopfwespen beinhalten mehrere Wespenarten.

Die Feldwespen bilden eine weitere Gattung der Wespen. Sie stellen die artenreichste Unterfamilie der sozialen Wespen dar, von denen 11 Arten in Europa vorkommen. Die häufigste Art bei uns ist die Haus-Feldwespe (Polistes dominula).

Feldwespen (Polistinae) sind nach ihrem Aussehen den Echten Wespen ziemlich ähnlich, denn die mitteleuropäischen Arten weisen auch die gelb-schwarze Warnfärbung auf. Sie charakterisieren sich besonders durch ihre lang herabhängenden Beine. Beim Nestbau zeigen sich allerdings auch bedeutende Unterschiede. Die Waben und Völker sind deutlich kleiner als die der häufigeren und in der Bevölkerung bekannteren Echten Wespen.

Feldwespen sind ausgesprochen friedfertig und verhalten sich eher scheu gegenüber dem Menschen. Sie sind gute Insektenjäger, die für ihren Nachwuchs große Mengen an Fliegen und Raupen fangen. Sie sind nicht besonders wählerisch, weshalb ihnen das Überleben in verschiedenen Lebensräumen gelingt, zum Beispiel auf Trockenrasen oder im Siedlungsbereich.

 

Einen hilfreichen Bestimmungsschlüssel für die Faltenwespen findet ihr hier.

Staatenbildende Wespen

Zu den wohl bekanntesten staatendbildenen Wespen zählen die Deutsche Wespe, die Hornisse und die Feldwespe.

Ein Wespenstaat besteht immer aus einer Königin und vielen Arbeiterinnen. Im Spätsommer, etwa ab August schlüpfen geschlechtsreife Weibchen und auch Männchen. Die aus unbefruchteten Eiern geschlüpfte Männchen werden auch Drohnen genannt. Das Zusammenleben der Arbeiterinnen ist arbeitsteilig organisiert. Aufgaben wie Larvenfütterung, Zellensäuberung, Nahrungsbeschaffung und die Versorgung der Königin werden gemeinsam ausgeführt.

Deutsche Wespe - Vespula germanica

Lebensraum:

  • kommt in fast allen Landschaftsformen vor
  • Dunkelhöhlenbrüter: unterirdisch im Erdboden oder in Hohlräumen von Gebäuden (Dachboden, Garagen)
  • im Gegensatz zur Hornisse, kehrt die Gemeine Wespe nicht wieder in das selbe Nest zurück

Speiseplan:

  • pflanzliche zuckerhaltiger Kost wie Blütennektar, süßen Pflanzensäften, überreifem Obst, Honigtau
  • Larven: Erbeutete Insekten, Fleisch und Aas

Hornisse - Vespa crabro

Lebensraum:

  • bevorzugt werden regengeschützte, dunkle Hohlräume wie Baumhöhlen. Sie nisten jedoch auch in künstlichen Plätzen wie Vogelnistkästen, Dachböden und Geräteschuppen
  • bauen gerne neu, können aber auch in derselben Baumhöhle für mehrere Jahre nisten

Speiseplan:

  • kohlenhydratreiche Nahrung in Form von süßen Baumsäften von Eichen oder Eschen, gärendes Fallobst und Blütennektar
  • Larven: Erbeutete Insekten und Spinnen

Feldwespe - Polistes dominula

Lebensraum:

  • Menschliche Siedlungsgebiete und das Wiesenbiotop
  • aufgrund des Fehlens einer schützenden Außenhülle wird zum Nestbau bevorzugt ein Ort wie beispielsweise Dächer von Häusern, Hütten oder Scheunen gewählt

 

Speiseplan:

  • kohlenhydratreiche Nahrung in Form von süßen Baumsäften von Eichen oder Eschen, gärendes Fallobst und Blütennektar
  • Larven: Erbeutete Insekten, vor allem Fliegen

Lebenszyklus der sozialen Wespen

Das Leben der sozialen Wespen lässt sich in 6 Phasen unterteilen und beschreibt den allgemeinen Lebenszyklus mehrerer Arten:

1. Überwinterungsphase

Von Oktober bis März verbringt die befruchtete Königin ihre Zeit an einem geschützten Ort. Hier harrt sie mit genügend Fettreserven in einer kräftesparenden Kältestarre aus, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Um sich vor Verletzungen zu schützen, legt die Königin ihre Gliedmaßen dicht an ihren Körper und klappt dabei auch ihre Flügel ein. Schimmelpilze, Vögel, Mäuse und auch der Mensch sind bis zum Frühjahr Feinde der Königin.

2. Solitäre Phase

Das langsame Erwachen aus der Kältestarre beginnt mit länger werdenden Tagen und steigenden Temperaturen. Dies kann mehrere Tage oder sogar Wochen dauern. Nachdem die Wespenkönigin ihren schützenden Unterschlupf verlassen hat, stärkt sie sich mit Pflanzensäften und sucht in den nächsten Tagen nach einem wetterfesten Standort für den zukünftigen Wespenstaat. Sobald ein geeigneter Ort gefunden wurde, sammelt beispielsweise die Hornissenkönigin Holzfasern und vermengt diese mit Speichel zu einer Art Pappmaschee. Dieses Material wird nun zum Nestbau genutzt. Nachdem der erste Teller aus Brutzellen entstanden ist, klebt die Königin an deren Wand je ein Ei. Danach beschäftigt sie sich bereits mit der schützenden Außenhülle des Nestes. Diese soll bis zum Frühjahr vor extremen Temperaturen schützen.

Im Mai beginnen die ersten Larven zu schlüpfen und im Juni sind die ersten Larven bereits ausgereift und spinnen sich einen dichten Kokon, in welchem sie rund zwei Wochen als Puppe verharren.

3. Kooperative Phase

Nachdem die Arbeiterinnen geschlüpft sind, übernehmen sie ihre ersten Aufgaben im Nest. Die anfallenden Arbeiten werden erst noch kooperativ von der Wespenkönigin und Arbeiterinnen gemeistert. Sobald ca. 10-15 Arbeiterinnen geschlüpft sind, fliegt die Königin nicht mehr aus und lässt sich versorgen, putzen und behüten. Jetzt ist sie die wahre “Herrscherin” im Staat.

4. Soziale Phase

Für die Versorgung der Larven im Wespenstaat werden täglich Unmengen an Insekten gejagt und erbeutet. Dazu gehören Stechmücken, Larven von Heuschrecken, Raupen und Spinnen. Die erwachsenen Wespen brauchen in dieser Zeit süße, kohlehydrathaltige Nahrung. Kehrt eine Arbeiterin mit gefülltem Kropf zurück ins Nest, wird sie von anderen Arbeiterinnen durch Fühlertrillern angebettelt, worauf sie einen Tropfen des Kropfinhaltes weitergibt. Doch auch das Erbettelte muss an andere Nestgenossinnen weitergegeben werden, bis der Kropfinhalt gleichmäßig an alle verteilt wurde. Dieser Vorgang nennt sich “Trophallaxis”.

Im Juli wird weiteres Baumaterial gesammelt, um das Nest mit einer schützenden Hülle zu versehen. Im Inneren wird die Schicht immer wieder abgetragen, um damit neue Waben zu schaffen.

Eine Königin der Deutschen- oder Gemeinen Wespe legt zu dieser Zeit bis zu 300 Eier pro Tag, und das Nest erreicht somit den Höhepunkt.

Die Nester der Langkopfwespen wie der Mittleren Wespe oder der Sächsischen Wespe befinden sich zu diesem Zeitpunkt schon in der Absterbephase. Es fliegen täglich die großen Geschlechtstiere ab. Bereits Ende Juli sind die Nester dann verlassen.

5. Reproduktionsphase

Ab August/September fliegen nur noch Kurzkopfwespen wie die Deutsche Wespe, die Gemeine Wespe und die Hornisse. In dieser Zeit versammeln sich viele Wespen bei den süßen Getränken und fleischhaltigen Speisen des Menschen. Die Proteine des Fleischs werden für die Aufzucht des Nachwuchses benötigt, der Zucker dient der eigenen Energieversorgung. Erst im Spätsommer werden größere Zellen für die Geschlechtstiere gebaut und aus ihnen schlüpfen zukünftige Königinnen und Drohnen.

6. Absterbephase

Nach einem stressreichen Königinnenleben verlässt die Königin mit zerschlissenen Flügeln den Wespenstaat, bis sie schließlich vor Schwäche stirbt.

Mit dem Ausschwärmen der großen Geschlechtstiere und der Verknappung von Nahrung, zerfällt die soziale Organisation im Staat. Die Paarung der Geschlechtstiere geschieht meist noch im Nest. Die restlichen Larven werden jetzt nicht mehr gefüttert und sogar zum Teil gefressen.

Die befruchteten Weibchen suchen sich ein geeignetes Versteck und überdauern dort in der Kältestarre den Winter. Das Heer der Arbeiterinnen aber stirbt mit sinkenden Nachttemperaturen langsam ab.

Das Nest der Gemeinen Wespe steht im Oktober leer und mit der Deutschen Wespe geht es Anfang November zu Ende. Bei der Hornisse steht das Nest Mitte Oktober bis Anfang November leer.

Damit endet der Zyklus und es schließt sich der Lebenskreislauf des Wespenstaates.

Solitär lebende Wespen

Die vielen solitären Bienen- und Wespenarten, die ein Einsiedler-Leben führen, sind kaum bekannt. Dennoch gibt es mehrere Tausend solitäre Wespenarten weltweit. Dazu gehören zum Beispiel die Lehmwespe, die Mörtelwespe und der Bienenwolf.

Solitäre Wespen gründen keinen Insektenstaat, sondern leben allein. Mit Ausnahme der Paarungszeit werden keine Beziehungen zu anderen Artgenossen gepflegt.

Lehmwespe - Ancistrocerus nigricornis

Lebensraum:

  • als Lebensraum dienen Wiesen, Felder und Gärten
  • besonders wichtig ist eine Sand- und Wasserquelle in direkter Nähe zum Nest, damit genug Lehm für den Bau hergestellt werden kann
  • auch bereits bestehende Hohlräume, wie das Schilfrohr in einem Bienenhotel, wird zur Eiablage genutzt

 

Speiseplan:

  • hauptsächlich pflanzliche Nahrung wie Blütennektar und Pollen von Pflanzen mit scheiben-, glocken- und schalenförmigen Blüten
  • Larven: Größtenteils erbeutete Raupen

Mörtelwespe - Sceliphron curvatum

Lebensraum:

  • Menschliche Siedlungsgebiete
  • zum Nestbau wird ein trockener, geschützter Raum bevorzugt
  • für das Nest werden Lehmtönnchen gebaut, welche oft aus Materialien wie Erde, Lehm, Sand und Speichel bestehen
  • 2002 wurde die Art das erste Mal in Deutschland nachgewiesen und ist mittlerweile in Süd- und Mitteldeutschland weit verbreitet

Speiseplan:

  • kohlenhydratreiche Nahrung in Form von Blütennektar von verschiedenen Pflanzen
  • Larven: Erbeutete Spinnen

Bienenwolf - Philanthus Triangulum

Lebensraum:

  • trockenwarme, offene Sandflächen und Steilhänge sowie trockene Heiden und Rasenflächen, auch in Siedlungsbereich sowie an Pflasterfugen und Gehwegen kann man die Wespe finden
  • wo sich Honigbienen tummeln, hält sich auch oft der Bienenwolf auf, da er diese für seinen Nachwuchs jagt

 

Speiseplan:

  • kohlenhydratreiche Nahrung in Form von Blütennektar von verschiedenen Pflanzen, doch auch erbeutete Honigbienen dienen als Nektarlieferant
  • Larven: Erbeutete Honigbienen

Die Wespe als nützliches Tier

Von den mehr als Tausend Wespenarten fliegen im Wesentlichen nur Zwei auf Süßes von unseren Tischen. Dazu gehört die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Sie scheinen lästig und sind dafür verantwortlich, dass Wespen so einen schlechten Ruf haben.

 

Warum sind Wespen nützlich? 

Da Wespen auch wie die Bienen zu den Hautflüglern gehören, übernehmen sie eine wichtige Aufgabe im Ökosystem. Daher ist ihr Schutz genauso wichtig.

Die meisten Wespenarten ernähren sich von Pflanzensäften und Obst, sind aber auch Fleischfresser und jagen andere Insekten für ihre Brut. Dem Bund für Umwelt und Naturschutz  zufolge vertilgt ein kleiner Wespenstaat bis zu 3.000 Fliegen, Mücken, Raupen, Motten, Spinnen und andere Kleintiere pro Tag. Auf diese Weise vernichten die Wespen auf ganz natürliche Art jede Menge Schädlinge, was sowohl der Landwirtschaft als auch Hobbygärtnern zugutekommt.

Doch das ist nicht alles: Beim Nektarsammeln übernehmen die Tieren ganz nebenbei auch die Aufgabe der Bestäubung.

 

Wie kann ich die Wespenart im eigenen Garten bestimmen?

Um eine Wespe zu bestimmen, ist es hilfreich sie in einem durchsichtigen Gefäß einzufangen und sie anschließend mit einer Lupe zu betrachten. Der Bestimmungsschlüssel hilft dabei, die richtige Wespenart zu identifizieren.

Denn oft handelt es sich dabei nicht um einen ungebetenen Gast an der Kaffeetafel, sondern um einen nützlichen Insektenjäger.

Was tun bei Entdeckung eines Wespennests?

Wespen dürfen gemäß Bundesnaturschutzgesetz nicht ohne vernünftigen Grund gestört oder getötet werden. Die im Handel erhältlichen Wespensprays oder Fallen dürfen zwar verkauft, aber nicht eingesetzt werden. Somit ist die eigenmächtige Entfernung des Nests nicht erlaubt. Wer ein Wespennest im Garten oder am Haus entdeckt, sollte sich zunächst an die Stadtverwaltung oder die zuständige Naturschutzbehörde wenden. An vielen Orten gibt es Wespenberater, die Nester fachgerecht umsiedeln können. Wer Wespen tötet, kann mitunter belangt werden.