Gefahren
Wie uns nicht nur unser eigenes Erleben, sondern auch immer mehr Studien vor Augen führen, sind unsere Bestäuber in immer höherem Maße gefährdet. Die Gründe dafür sind vielfältig und die Auswirkungen können verheerende Folgen haben.
Rückgang der Natur
Der Mensch gestaltet seine Umwelt in vielfacher Hinsicht und greift damit in das natürliche Gleichgewicht ein, das sich über Millionen von Jahren auf der Erde etabliert hat. Gerade die letzten zwei Jahrhunderte waren geprägt vom Wachstum der menschlichen Bevölkerung und ihrer Städte, einem stark steigenden Flächen- und Ressourcenverbrauch, der Industrialisierung und Globalisierung sowie enormen Emissionen in die Umwelt. Naturbelassene Flächen und die Anzahl von Arten schwinden seitdem zusehends. Diese Veränderungen bringen auch Bestäuber unter immer mehr Druck, Lebensräume und gesunde Nahrung zu finden sowie ihren Fortbestand zu sichern.
Monokultur statt Vielfalt
Die intensive Bewirtschaftung hat unsere Landschaften verändert: statt vielfältiger Ökosysteme mit reichlich Nischen haben wir großflächige Monokulturen, welche die natürlich vorkommenden Pflanzen verdrängen und die Lebensräume zerschneiden. Hierdurch gehen Nistplätze und Nahrungsquellen für die Bestäuber verloren. Die Monokulturen können wie beim Raps den Eindruck des Überflusses erwecken. Und in der Tat finden Bienen und andere Bestäuber hier wertvollen Nektar in der Blütezeit. Doch leider sind diese Zeiten zu kurz und diese Flächen verwandeln sich nur allzu schnell in riesige Wüsten ohne jegliche Nahrung. Sogenannte Wanderimker müssen daher am Ende der Blütezeit ihre Honigbienen wieder von den Rapsfeldern in andere Gebiete transportieren, damit sie nicht mitten im Sommer verhungern.
Pflanzenschutz
Monokulturen sind im Gegensatz zu natürlichen, von Vielfalt geprägten Landschaften anfälliger für Schädlinge. Dies führt unweigerlich dazu, dass bei Befall oder sogar prophylaktisch Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt werden müssen. Angesicht des herrschenden Zeit- und Preisdrucks in der globalisierten Landwirtschaft haben sich chemische Pflanzenschutzmittel in den letzten Jahrzehnten etabliert. Jedoch stellen auch sie eine Gefahr für die Gesundheit der Bestäuber und der Natur im Allgemeinen dar. Es häufen sich Berichte, dass nicht nur einzelne Insektizide im direkten Kontakt sehr toxisch für Bienen sind. Zudem stehen einige Wirkstoffe im Verdacht, verantwortlich für dauerhafte Gesundheitsschäden zu sein. Werden sie von Sammelbienen mit in den Stock gebracht, können sie z.B. Orientierung, Kommunikation, Fortpflanzung und Arbeitsleistung im Allgemeinen negativ beeinflussen, was sogar zum Kollaps von gesamten Bienenvölkern führen kann.
Umwelteinflüsse
Umweltverschmutzungen wie z.B. von Luft und Wasser haben einen zusätzlichen negativen Einfluss auf das ökologische Gleichgewicht. Aber auch Lichtemissionen in der Nacht können Insekten wie Motten zum Verhängnis werden, wenigstens jedoch ihren Biorhythmus stören.
Bei Honigbienen wurde eine hohe Sensibilität bezüglich Sonnenstrahlen bzw. -eruptionen beobachtet. Inwieweit Strahlung von Funkmasten diese Insekten und ihre wilden Cousinen beeinflussen, ist noch umstritten.
Klimaveränderungen
Klimaveränderungen sind ein weiteres Risiko für Bestäuber. Das Vorkommen von Pflanzen kann sich regional verlagern, sogar invasive Arten können hierbei heimische verdrängen, Blühzeiten können sich verändern. Hierdurch kann es zu unnatürlichen Trachtlücken kommen, in denen die Insekten keine oder nicht die geeignete Nahrung finden. Extreme Wetterphänomene wie z.B. Hitze-/Trockenperioden oder Unwetter wie Stürme und Hochwasser werden verstärkt mit der bereits stattfindenden Klimaerwärmung auftreten und stellen eine weitere Gefahr für Tier und Pflanzen dar.
Die Varroa-Milbe
Ganz klar belegt sind die Auswirkungen der Varroa-Milbe auf die Gesundheit der Honigbienen. Seit sie durch den Menschen in den 1970er Jahren von Asien in die ganze Welt getragen wurde, haben Honigbienen auf allen Kontinenten – mit der Ausnahme von Australien – mit ihr zu kämpfen. Für die meisten Imker wird die Milbe hierzulande als Feind Nr. 1 der Biene eingestuft. Auch wenn sie nur wie ein kleiner brauner Punkt aussieht, ist sie für die Bienen riesig. Die Varroa nistet sich in die Brutzellen der Bienen ein und ernährt sich von den Körpersäften der Larven, die sich hierdurch oftmals fehlentwickeln. Zudem schleppt die Milbe zahlreiche Sekundärkrankheiten mit in das Bienenvolk ein. Ohne umfangreiche Gesundheitsmaßnahmen der Imker können Honigbienen heute längerfristig kaum noch überleben.