Besucher an der Nisthilfe

Darum sind Wildbienen auf Schutz angewiesen

Von den Wildbienenarten in Deutschland steht über die Hälfte auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Mehr als 30 Arten sind sogar vom Aussterben bedroht, 197 gefährdet und 42 Arten stehen auf der Vorwarnliste. Schuld daran ist vor allem der Mensch. Dabei brauchen Wildbienen eigentlich nicht viel zum Glücklichsein: Ein ausreichendes Blütenpflanzenangebot mit Pollen und Nektar zum Fressen und geeignete Nistmöglichkeiten sowie Nistmaterial für die Larvenaufzucht. Doch genau dran mangelt es oft. Hinzu kommt die Herausforderung, dass viele Wildbienenarten mehr oder weniger Spezialisten sind, welche hohe Anforderungen an ihre Nistplätze oder an ihre Nahrungspflanzen haben.

Nach Angaben der Welternährungsorganisation werden knapp drei Viertel der Lebensmittel, die wir konsumieren aus Kulturpflanzen gewonnen, die von Bienen und anderen Insekten bestäubt werden. Wildbienen und Insekten sind sogar unverzichtbar für das Überleben ganzer Ökosysteme. Dementsprechend wirkt sich der Rückgang der Wildbienenpopulationen auch auf andere Arten und Ökosysteme aus. Dazu kommt, dass es in immer weniger bienenfreundliche Gärten gibt.

Wir zeigen dir, wie es geht!

Spätestens seit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“, nimmt das Bewusstsein für die Not der Wildbienen zu. Dabei kann jeder den Wildbienen helfen und seinen Teil dazu beitragen. Bereits im eigenen Garten, auf der Terrasse oder gar auf dem Balkon gibt es Möglichkeiten, durch gezielte Pflanzenaussaat und Nisthilfen bestimmten Wildbienenarten ein Nahrungsangebot oder Nistmöglichkeiten anzubieten. Laubhaufen, Totholz und Lesesteinhaufen sind zum Beispiel unglaublich wertvoll und können auch sehr dekorativ im Garten aussehen.

Wenn du mehr Informationen zum Thema “Bienenfreundlicher Garten” haben möchtest, klicke hier.

Nicht nur mit einem Garten kannst du Wildbienen und Co. helfen, auch ein “Bienenfreundlicher Balkon” bietet viele Möglichkeiten, mehr findest du hier.

Wann kommen die ersten Gäste?

Wann eine Nisthilfe zum ersten Mal besucht und besiedelt wird, hängt von der Artenvielfalt und dem Nahrungsangebot in der Umgebung ab. Manche Wildbienenhotels werden direkt in der ersten Saison genutzt, während bei einem anderen Standort etwas mehr Geduld benötigt wird, bis die ersten Wildbienen die Nisthilfe entdecken und auch annehmen. Vor allem der Bestand eines ganzjährigen und vielfältigen Nahrungsangebotes in unmittelbarer Umgebung, spielt dabei eine wichtige Rolle. Erfüllen Nisthilfe und Standort alle Voraussetzungen, besiedeln die Bienen diese ganz von allein.

Aufgrund des geringen Aktionsradius von Wildbienen müssen diese jedoch bereits in der Umgebung vorkommen, um deiner Nisthilfe einen Besuch abstatten zu können. Unser kleiner Kalender oben zeigt dir die aktiven Monaten einiger hohlraum-nistenden häufigen Arten. Je nach Witterung kommen frühe Arten wie beispielsweise die Mauerbiene ab März/April in die Nisthilfe, während spätere Gäste wie die Löcherbiene noch bis Ende September mit dem Brutgeschäft zugange sein können. In der Zeit dazwischen sind andere Arten, wie die Masken- oder Blattschneiderbiene aktiv.

Sollte das Wildbienenhotel am Ende der Saison noch immer leer stehen, lohnt es sich, den Garten oder auch Balkon ein Stück weit bienenfreundlicher zu gestalten. Dafür eigenen sich besonders heimische Pflanzen, Totholz und Sandarien. Vom Kauf von Wildbienenkokons raten wir aus Artenschutzgründen ab.

Wie nisten Wildbienen

Typischerweise sucht sich die weibliche Biene einen geeigneten Nistplatz, beispielsweise im aufgestellten Wildbienenhotel. Dafür krabbelt sie erst mal prüfend in alle möglichen Niströhrchen, um ihren optimalen Nistplatz zu finden. Hat sie diesen gefunden, macht sie sich auf den Weg um Pollen zu sammeln. Dabei krabbelt sie mit dem Kopf zuerst in das Röhrchen, um den Futtervorrat einzutragen, der aus Pollen und Sekret der Biene besteht. Sobald genug Futtervorrat gesammelt wurde, krabbelt sie erneut aus dem Röhrchen, um dann rückwärts zum Eierlegen einzuparken. Die Wildbiene baut in jeder Röhre verschiedene Kammern mit je einem Ei darin und verschließt anschließend die Röhre von außen. Hierbei ist interessant, dass die verschiedenen Bienenarten unterschiedliche Materialien und Methoden nutzen, um ihre Brutkammern abzuteilen. Daher lässt sich die Bienenart bereits anhand des Verschlusses ihres Nistrohres erkennen. Beispielsweise, verziert die Löcherbiene die Eingänge mit kleinen Steinchen, die sie extra dafür anschleppt. Weil die männlichen Bienen zuerst schlüpfen und die Röhre früher verlassen, befinden sich ihre Kammern weiter vorn in der Röhre, die der weiblichen sind hinten. Die Röhren oder Bohrlöcher müssen also tief genug sein, mindestens 6 bis 10 cm, damit sich weibliche und männliche Wildbienen entwickeln können. Um sich vor potentiellen Feinden zu schützen, lassen einige Bienen die erste Kammer mit Absicht leer.

Der gesammelte Futtervorrat, der sich in jeder einzelnen Kammer befindet, reicht für die gesamte fast elfmonatige Entwicklung vom Ei über die Larve bis zur fertigen Biene. Aus dem Ei schlüpft dann nach einigen Tagen die Larve. Diese wächst in 2 bis 4 Wochen zur Puppe heran und überwintert im Puppenstadium in einer Art Kokon. Im Kokon erfolgt die Metamorphose zur fertigen Biene.

Bereits nach dem Schlüpfen der Weibchen, warten die vorher geschlüpften Männchen im Nest, um diese zu begatten. Eine Wildbiene lebt ca. 3 bis 6 Wochen und sterben bereits bevor ihre Nachkommen schlüpfen. So beginnt ein neuer Lebenszyklus einer Wildbienengeneration.

Bitte keine Wildbienenkokons

Sollten keine Wildbienen an deiner Nisthilfe Gefallen finden, hat das oft leicht lösbare Gründe.

Damit Wildbienen nisten können, brauchen sie natürlich Pollen für die Ernährung ihrer Larven, schaue also das in unmittelbarer Nähe ein saftiges Blumenangebot herrscht. Viele Wildbienen sind oligolektisch und brauchen für ihre Larven den Pollen bestimmter Pflanzen. Welche Arten das sind und welche Pflanzen sie benötigen findest du hier.

Bevor eine Wildbiene in der Nisthilfe ihre Eier legt, durchstöbert sie erst einmal die Gegebenheiten und legt anschließend Pollen für die Larven in die Röhrchen. Dafür krabbelt sie Vorwärts ins Röhrchen um den Pollen abzustreifen und Rückwärts wieder heraus. Sind die Ränder der Röhrchen nicht glatt, sondern ausgefranst und scharfkantig, meiden Wildbienen diese Nistmöglichkeit automatisch da ihre empfindlichen Flügel sonst beschädigt werden könnten. Schaue also ob deine Nisthilfe die optimalen Bedingungen zum nisten bietet, ein paar Richtlinien findet du hier.

Da über die Hälfte der Wildbienen in der Erde nistet ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass trotz tollem Futterangebot und einer heimischen Babystation die Hütte nicht proppenvoll wird. Im Internet gibt es daher viele Möglichkeiten sich Wildbienenkonkons zukaufen, dabei handelt es sich oft um Mauerbienen, welche man zuhause schlüpfen lassen kann. Das problematische daran ist, dass sie das Gleichgewicht der Natur stören. Die importierten Wildbienenarten können die heimischen Arten verdrängen. Zudem sind Mauerbienen die häufigsten Vertreter an Nisthilfen und müssen daher gar nicht eingekauft werden.